Eric Perathoner | Dreamer

Eröffnung |  Freitag, 19. Juni 2015 | 18 Uhr
Dauer der Ausstellung |  20/6 – 25/7/2015
Öffnungszeiten |  Di-Sa 9.30-12, 15.30-18 Uhr | So und Mo geschlossen

TRÄUMENDE  / Zu den Skulpturen von Eric Perathoner

Es sind schlichte Skulpturen, die der Kunst intendierende Bildhauer geschaffen hat und in einer ersten Zusammenschau präsentiert. Er arbeitet einerseits mit dem ihm sehr vertrauten Material Holz und geht andererseits darüber hinaus, indem er mit neuen Materialien Gestaltungen unternimmt, um seinen inneren Gefühlen und Empfindungen Ausdruck zu verleihen. Das Materialisieren seiner Überlegungen treibt ihn um und findet mit Stoffbandagen, Gipsbinden, Lärchennadeln, Metallen und Farben eine für ihn bislang neue Sprachform.

Träumende nennt Eric Perathoner seine Figuren, die einen bildhauerischen Naturalismus erkennen lassen und zugleich in die Abstraktion gehen, um innenseitige Tiefe und Wahrnehmung deutlich zu machen. Er sucht sich selbst darzustellen, wie er in sein Inneres hineinhört und Antworten sucht auf Herausforderungen und Fragen, die das Leben stellt. Die Materialien verweisen auf Empfindungen wie Verletztheit und Sorge, aber auch auf die Erfahrung von Wunden und Schürfungen, die Beachtung und Achtsamkeit brauchen. Bandagen wirken einerseits wie heilsame Umwicklungen, andererseits aber zugleich wie Mumifizierungen.

Ein weiteres Thema ist die Berührung, zeigt doch der Bildhauer anrührende Hände, die verbunden sind mit der verinnerlichten Erfahrung von intimer und zärtlicher Wahrnehmung. Sie sprechen von der Sehnsucht, den Rücken gestärkt zu bekommen und vielleicht auch davon, von unsichtbaren Mächten begleitet zu sein. Die eigene Verletzlichkeit und die Wahrnehmung nach innen sprechen die Suche des Menschen nach Geborgenheit und Güte an.

Die Hände sind in vielen Skulpturen zum Thema gemacht. Einerseits offen und sichtbar, andererseits abwesend und verborgen im Gebundenen. Der „Traum in Gelb“ etwa versucht den Augenblick träumender Erkenntnis zu erfassen und sanft zu spüren, was sich in der Innenwahrnehmung klärt. Dabei ist aber zugleich unklar, was „Traum“ hier wirklich bedeutet. Ist es die Schau nach innen oder das Wirken des Unbewussten hinein in das Erkennen? Die gelbe Farbgebung ist schon ein Lichtblick nach außen. Hände in Schalenform zeigen, dass sie empfangen wollen und auf zu Empfangendes warten. Die Hand an die Brust, ans Herz gelegt, ist eine intensive Geste der Achtsamkeit, eine Einladung, auf das Herz zu hören.

Die Figuren in Lärchennadeln scheinen eingebettet in das Erdreich, eingehüllt in eine bergende Decke, die wiederum Todesahnungen entstehen lässt. Es ist aber auch das Thema der Geborgenheit, die diese weibliche Gestalt prägt. Die Reduktion der Formen unterstreicht den Blick nach innen, fördert die Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit. Assoziationen mit dem Waldboden oder einem Ameisenhaufen lassen viele weitere Überlegungen zu. Humus und Ort lebendigen Treibens und Lebens eröffnen den Gedanken auf gedeihendes Leben.

Univ.- Prof. Dr. Ewald Volgger OT