AUSSTELLUNG

SIGNED PLACES

von PETRA POLLI

Eröffnung: Dr. Andeas Hapkemeyer

Freitag 23. 06. 2017 I 18.00 Uhr

24.6. – 29.7.2017

Di-Sa I 9.30-12.00, 15.30-18.00

So und Mo geschlossen

In Petra Pollis Bildern spielt der öffentliche Raum von Anfang an eine wichtige Rolle. Sei er nun von Menschen bevölkert, sei er menschenleer und architektonischen oder urbanistischen  Zuschnitts. Die Künstlerin nimmt in ihren Arbeiten häufig auf Beschriftungen Bezug, die sie im urbanen Raum findet, und nimmt sie zum Ausgangspunkt für einen mehrdimensionalen malerischen Vorgang.

Der Übergang zur Auseinandersetzung mit Schriften, genauer mit Graffiti, die sie im öffentlichen Raum vorfindet, beginnt bereits 2009. Es entstehen mit Acryl auf Leinwand gemalte Bilder, die auf den ersten Blick wie direkte Übernahmen aus der städtischen Realität wirken: von Wänden, auf denen sich die Zeichen und Schriften verschiedener Provenienz verdichten und unter Umständen überlagern. Dennoch handelt es sich bei dem, was Petra Polli betreibt, um eine sehr bewusste Form von Malerei. In Analogie zu den verwirrenden Zeichenverdichtungen und den bröckelnden Wänden, auf denen Polli ihre Sujets oft vorfindet, bearbeitet sie ihre Leinwände mit Auftrag verschiedener Schichten, Auswaschen oder Abkratzen von Partien, erneutem Auftrag und erneutem Löschen, sodass schließlich mehrere Bildebenen gleichzeitig präsent sind. Wie eine Archäologin führt Polli dem Betrachter Situationen vor, in denen verschiedene tags mit einander bzw. mit auf verschiedene Weise bearbeiteten Untergründen konkurrieren. Tags sind zeichenhafte Kürzel, die für Namen stehen und sich in New York mit Ende der 1960er Jahre zu verbreiten beginnen. Diese Kürzel sind jedoch nicht für jeden lesbar, sondern basieren auf einem Code, der zunächst nur Insidern verständlich ist. Es handelt sich am Anfang um im Untergrund gelieferte Beweise für die Existenz und die Demarkation von Territorien von Seiten Einzelner. Aus den USA schwappte das Phänomen nach einigen Jahren auch in die europäischen Großstädte herüber. Zweifellos gibt es einen Zusammenhang zwischen dieser Urform der Graffiti und der Existenz von Randgruppen verschiedenster Art in Metropolen.

Insofern haben Petra Pollis Bilder viel mit Großstadt zu tun und mit ganz spezifischen in ihr wirkenden Kommunikationsformen. Polli überträgt ihre Faszination für diese Underground-Zeichen ungeschönt auf die Leinwand und konfrontiert damit ihre Betrachter.

Polli hat übrigens einzelne Graffiti-Kürzel auch in dreidimensionale Formen übersetzt: sie hat sie in Beton gegossen. Diese Werke präsentieren sich als Körper gewordene Schriftzüge auf einer Ausstellungswand.

Es ist nicht nur ihre theoretische Perspektive, die als Gegenkraft zur offensichtlichen Faszination der Künstlerin für ihr Thema wirkt. Auch über ihre Titel schiebt sie eine Distanz zwischen ihre Vorbilder und ihre eigene Malerei. Sie macht klar, dass es sich – entgegen allem Anschein – nicht um direkte Übernahmen handelt, sondern eben um Bilder, um Malerei, um Kunst. Titel wie „Der Feind hört mit“, „Heut bist aber fesch!” usw. führen eine ganz andere, im Bild nicht unmittelbar angelegte Ebene ein: es handelt sich hier aber nicht um erfundene und in diesem Sinn subjektive Titel, sondern um Zitate von Sprachelementen, die sie im öffentlichen Raum gefunden hat.