AUSSTELLUNG

Dauer der Ausstellung
4.9. – 30.10.2021

Di-Sa 9.30-12, 15.30-18 Uhr
So und Mo geschlossen

9. August 1921 – ein Schicksalstag für Klausen, der die Geschichte der Stadt maßgeblich prägte. An jenem Dienstag im August vor 100 Jahren brach eine furchtbare Katastrophe über Klausen herein, als der Thinnebach nach einem heftigen Hagelgewitter oberhalb von Latzfons weite Teile der Stadt vermurte, den Eisack zu einem See zurückstaute und Klausen für mehrere Monate in eine „Seestadt“ verwandelte.

Die Ausstellung zum Gedenken an den 100. Jahrestag präsentiert eine Auswahl an bisweilen unbekannten Bildern dieser Katastrophe aus den Beständen des Stadtarchivs sowie des Stadtmuseums Klausen, darunter einige Neuerwerbungen. Die ausgewählten historischen Aufnahmen stammen von den Fotografen Theodor Forstner aus Klausen, Rudolf Largajolli, Wilhelm Müller, Matthäus Planinschek und Josef March aus Brixen sowie Josef Flatscher und Hans Geiger aus Bozen. Sie hielten die Tage, Wochen und Monate nach der Katastrophe in zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotografien fest, denen häufig eine gewisse Ästhetik nicht abgesprochen werden kann. Ergänzt werden die großformatigen Fotoreproduktionen durch Beispiele künstlerischer Auseinandersetzungen mit der Klausner Katastrophe.

Die Ausstellung wurde von der Kulturwissenschaftlerin Jutta Profanter in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchivar Christoph Gasser konzipiert. Die Kuratorin hat aus den Bildern der Katastrophe drei Narrative herausgearbeitet, denen jeweils ein eigener Ausstellungsraum gewidmet ist. Das erste Narrativ betont zunächst die Machtlosigkeit des Menschen gegenüber den entfesselten Naturgewalten. Die entsprechenden Bilder verdeutlichen das Ausmaß der Zerstörung, sei es durch die anfängliche Vermurung der Stadt wie durch das anschließende Hochwasser. Die beiden folgenden Narrative rücken hingegen den menschlichen Umgang mit der Katastrophe in den Fokus. Die Bilder veranschaulichen einerseits, wie durch Stege, Flöße und Boote ein Alltag in dieser Ausnahmesituation möglich gemacht wurde, wie ein Leben inmitten der Katastrophe aussah, wie diese beherrschbar wurde. Andererseits zeigen die Bilder Menschen bei der Beseitigung der Schäden und der Wiederherstellung der Ordnung und damit die Überwindung der Katastrophe. Die Zusammenarbeit bei den nötigen Aufräumarbeiten und dem Bau zweier Kanäle zur möglichst baldigen Ableitung des Wassers, aber auch Solidarität sind hier die zentralen Themen.

Die vielfältigen Bilder der Katastrophe weisen einen erheblichen historischen Dokumentationswert auf und üben darüber hinaus bis heute eine gewisse Faszination auf den Betrachter aus. Dabei erinnern sie nicht nur eindrücklich an die Vergangenheit, sondern führen auch das stetige Gefahrenpotenzial vor Augen, das von vermeintlich kleinen Bächen und Flüssen ausgeht.

Die Kuratorin Jutta Profanter, Klausen, studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der Università degli Studi di Roma „La Sapienza“. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich mit dem Thema der Klausner Hochwasserkatastrophe von 1921. Zuletzt war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin des zweijährigen Forschungsprojekts „Der Saltner – Amtsperson und Kunstfigur“ am Südtiroler Weinmuseum in Kaltern.