Josef Rainer | Die wundersame Vermehrung des Loretoschatzes oder die Frage nach den Zusammenhängen

Eröffnung |  Freitag 27. März 2015 | 18 Uhr
Einführung | Paulus RainerKurator der Kunstkammer und Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums Wien

Dauer der Ausstellung|Durata della mostra 28.3. – 2.5.2015
Öffnungszeiten | Di-Sa 9.30 – 12, 15.30 – 18 Uhr | So, Mo, 25.4. und 1.5. geschlossen

Ausgangspunkt dieser Ausstellung ist ein Aspekt der historischen höfischen Kunstkammern des 16. und 17. Jahrhunderts. Nicht aber deren allumfassender enzyklopädischer Anspruch oder die Wechselwirkungen zwischen Menschengeschaffenem und Naturhervorbringung sollen hier reflektiert werden, sondern eine Methode des Erkenntnisgewinns, die für die Ausbildung historischer Kunstkammern wesentlich war und die heute wieder an Aktualität gewinnt: Der Analogismus.

In analogistischer Denkpraxis werden Themen und Objekte aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Zeitspannen in Dialog zueinander gesetzt und führen in ihrer Gesamtheit idealerweise zu Erkenntnisgewinn und Einsicht. Äußere oder innere Ähnlichkeiten (Analogien), die nicht unbedingt offensichtlich sind, müssen vom Beschauer erschlossen werden und führen so zu erarbeiteter und somit tieferer Kenntnis. Der Begriff des „Merkwürdigen“ soll hier im ursprünglichen Sinngehalt erlebbar werden: wert, gemerkt zu werden.

In den drei Ausstellungsräumen des Museums werden verschiedenen Kunstgegenständen aus der Schenkung Maria Annas von Spanien an den Kapuzinerpater Gabriel Pontifeser, neu geschaffenen Werken gegenübergestellt. Eine Auswahl von Büchern aus der Privatbibliothek Maria Annas wird von zwei aus Keramik gestalteten Buchstützen zusammengehalten. Zeichnerisch werden die drei Hauptprotagonisten der Ausstellung interpretiert. Die Portraits von Maria Anna, von König Karl II. von Spanien und dem Kapuzinerpater Gabriel Pontifeser werden in der Art der höfischen Malerei gestaltet, aber mit Attributen ergänzt, sodass sie beinahe in die Art des Surrealismus abdriften. Eine Reihe von Tonschüsselchen sollen wiederum den Verlust der verlorengegangenen Ming-Schüssel aufwiegen.

Ebenso wird in einer sprechenden Affenskulptur auf das Thema der Analogien eingegangen. Dieser Affe philosophiert herum, zieht Parallelen zwischen Erkenntnis, Kunst und Philosophie. Eine Originaluhr aus dem ehemaligen Besitz der spanischen Königin symbolisiert die vom Affen besprochene Automatenkunst, aber auch das unausweichliche Verrinnen der Zeit. Drei-D Zeichnungen stellen den Affen bei verschiedensten menschlichen Tätigkeiten dar. Ganz im Sinne der „Ars simia naturae“ Thematik. In dieser lange geführten Diskussion wurde die Rolle des Künstlers in Bezug auf die Vollkommenheit der göttlichen Natur besprochen. Die Unzulänglichkeit des Menschen im Angesicht der Perfektion der Natur.

In dieser Ausstellung wird auf verschiedene Thematiken eingegangen, vermeintliche Parallelen werden aufgezeigt und durch das Nebeneinander von unterschiedlichsten Objekten sollen ungewohnte Aspekte aufgezeigt  und zu Denkanstößen angeregt werden.

Josef Rainer

1970  geboren in Brixen

1991-1997 Kunstakademie München, Fachrichtung Bildhauerei

2003 Artist-in-Residence Program, Dufftown, Scotland (UK), vergeben von Glenfiddich

2008  Aufenthalt in London, unterstützt durch die Autonome Provinz Bozen, Abteilung für deutsche Kultur

2010 Aufenthalt in Wien, unterstützt durch die Autonome Provinz Bozen, Abteilung für deutsche Kultur