AUSSTELLUNG
Dauer der Ausstellung
2.9. – 29.10.2022
Di-Sa 9.30-12, 15.30-18 Uhr
So und Mo geschlossen
Hannes Tribus – 31 Charakterköpfe
Klausner Stimmungsbilder
31 Bilder in Öl präsentiert Hannes Tribus in der Ausstellung der Klausner Museumsgalerie. 31 Porträts von Menschen aus der Stadt, deren Auswahl oft zufällig und willkürlich über Gespräche und Bekanntschaften erfolgte und so eine bunte Palette von Jung und Alt, von Frauen und Männern, von bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten zeigt.
Öl auf Leinwand, ein schwarzer Hintergrund, Spachtel und Pinsel sind sein Werkzeug. Dazu ein Foto als Abbild der zu porträtierenden Person, die der Maler beim Betrachten zu ergründen sucht, der er mit Farbe, Licht und Schatten Leben einhaucht. Klassische Musik wie die Messe von Gaetano Donizetti gibt sein Maltempo vor, während er mit der Spachtel in wechselndem Rhythmus Schicht für Schicht aufträgt, verstreicht und überdeckt. „Wichtiger als das Detail sind Nuance und Zusammenspiel der Farben: Das Mischen ist die Seele meiner Malerei“, sagt Hannes Tribus, doch er mischt weniger, als dass er Farbfläche um Farbfläche übereinanderschichtet und im Überlagern und Verstreichen den Bildraum konstruiert.
Im instinktiven Treffen des Tones, den er in der Überlagerung verschiedener Farbflächen in schnellem Duktus formt, besteht die persönliche Handschrift des Malers. Grobförmig entwickelt er mit dunklen und hellen Tönen Hintergrund und Gesicht und ergründet in der Farbverschmelzung und Überlappung, im Akzentuieren und Abschwächen, im Kontrastieren und Verwischen das Dunkle und Helle der dargestellten Persönlichkeit. Tribus‘ Farbpalette ist begrenzt. Seine Farben sind niemals rein. Das Detail ist bedeutungslos. Gesichtszüge werden nur angedeutet. Tribus akzentuiert durch das Weglassen. Durchs Fokussieren. Jedes Gesicht entwickelt sich aus einem Puzzle zahlloser verschiedener Farbflächen. In der Tradition eines Caravaggio spielt er Licht und Schatten, und damit die Polarität, die allen Dingen innewohnt, gegeneinander aus, Charakterzüge erahnend, in der Persönlichkeit eines Menschen schürfend, einen Seelenzustand erhaschend.
Will Hannes Tribus in der Seele des Menschen lesen? Mit Sicherheit nicht. Es ist die unbändige Neugierde, die ihn umtreibt, eine schöpferische Kraft, die ihn leitet, sich auf eine Fotografie ganz und gar einzulassen. Die künstlerische Intuition, mit der er sich in einem Gesicht verliert, ein Nachempfinden und Spüren, ein plötzliches Verstehen universeller Wahrheiten. Genauso wie die Lust auf ein neues Malabenteuer, von dessen Ergebnis er sich selbst überraschen lässt. Der Künstler ist sich dessen bewusst, dass das Porträt niemals die Darstellung eines Charakters sein kann, höchstens eine Momentaufnahme, die die Stimmung des dargestellten Menschen in einem ganz bestimmten Augenblick wiedergibt. Selbst wenn die dargestellten Personen nicht unterschiedlicher sein könnten, geht es dem Maler nicht um die Darlegung von Charakterzügen, sondern um respektvolles Betrachten von außen, um die Beobachtung. Denn Hannes Tribus ist ein stiller Beobachter. Der nicht wertet.
Wie entsteht ein Bild, das wir von einer Person haben? Daran beteiligt sind immer drei Akteure: die dargestellte Person, die sich ausdrückt, der Künstler, der den Ausdruck einfängt und darstellt, und schließlich der Betrachter. Denn das Bild entsteht auch im Auge des Betrachters. So darf sich das Stadtmuseum Klausen genauso wie die Bevölkerung auf einen regen Zulauf dieser Ausstellung freuen, in der Hoffnung, dass viele unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven zu einem regen Austausch über die Bilder führen.
Maria Gall Prader